Von Starkregen bis Überflutung: Klimarisiken für Kreditgeber und Versicherer erkennen
In den letzten Jahren hat der Klimawandel immer größere Spuren hinterlassen. Die damit verbundenen Risiken sind schwer einzuschätzen. Besonders in der Immobilien- und Finanzwirtschaft, wo Risikobewertungen zum Alltag gehören, ist es laut BaFin-Präsident Mark Branson nun an der Zeit, neben den transitorischen Risiken ebenfalls die materiellen Auswirkungen der Klimarisiken in die Risikoanalysen einfließen zu lassen.
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BaFin schlägt Alarm
Branson betonte in einem Pressegespräch die Notwendigkeit, physische Klimarisiken – etwa Großbrände, Dürren oder Überflutungen – in der Immobilienkreditvergabe angemessen zu berücksichtigen. Der Fokus der Finanzaufsicht wurde bisher zu sehr auf die transitorischen Risiken gerichtet. Damit sind die Unsicherheiten und Kosten gemeint, die ein Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft mit sich bringt, sodass die physischen Risiken infolge des Klimawandels weitestgehend unterschätzt wurden. ESG-Scorings, die von Banken bei Krediten genutzt und vergeben werden, haben bislang ebenfalls nur eine begrenzte Aussagekraft. Erhebliche Datenlücken bestehen auch auf Seiten der Versicherer, beispielsweise bei Bauvorschriften oder in Sachen Hochwasserschutz für Städte und Kommunen.
Die physischen Risiken und somit die Folgen des Klimawandels sollten künftig stärker in den Risikomodellen der Immobilienunternehmen berücksichtigt werden, fordert der BaFin-Präsident. Andernfalls erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit von „faulen Krediten“, die nach Naturkatastrophen nicht zurückgezahlt werden können. Ebenfalls könnte eine präzise Risikobewertung aus der Sicht von Branson einen Anreiz zur Migration dieser Risiken schaffen.
Deutschland „unter Wasser“
Deutschland hat in den letzten Jahren vermehrt extreme Wetterlagen erlebt, die sich durch den Klimawandel häufen und verstärken könnten. Besonders Starkregenereignisse und Überschwemmungen stellen eine zunehmende Bedrohung für Städte und umliegende Regionen dar. Dies erhöht nicht nur das Risiko erheblicher Schäden an Immobilien, sondern auch die finanziellen Risiken für Kreditgeber und Versicherer.
Mit Blick auf die Richtlinien zur Mindestanforderung an das Risikomanagement (MaRisk) der BaFin könnte die neuste Warnung der BaFin zukünftig auch Folgen für die Immobilienfinanzierung haben. Es ist denkbar, dass Banken künftig stärker angewiesen werden, umfassende Klimarisikoanalysen durchzuführen, um das Risiko für potenzielle Verluste innerhalb ihrer Portfolien zu minimieren. Dies kann zu strengeren Kreditvergabekriterien führen. Finanzinstitute sind demnach dazu aufgefordert, die Risiken der Beleihungsobjekte nicht nur zu kennen, sondern auch eine breitere Streuung innerhalb ihres Portfolios zu gewährleisten, um das Risikopotenzial besser zu verteilen.
Klimarisiken richtig bewerten – aber wie?
Um den Herausforderungen des Klimawandels besser begegnen zu können, erhalten Nutzer mit LORA und geoport umfassende Unterstützung. Über geoport können z. B. Daten zum Zonierungssystem ZÜRS Geo bestellt werden. Bei ZÜRS Geo handelt es sich um ein Geoinformationssystem, das von deutschen Versicherern entwickelt wurde, um das Risiko für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen für Immobilien und ihre Standorte zu bewerten. Wiederholte Regenfälle oder das Schmelzen von Schnee führen häufig dazu, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten. Dies hat mehr oder weniger schwere Überschwemmungen zur Folge. Allerdings sind nicht alle Häuser in Deutschland gleich stark dem Risiko von Überschwemmungen ausgesetzt. Hier kommt ZÜRS Geo ins Spiel, um das Risiko für verschiedene Regionen besser einschätzen zu können.
Darüber hinaus können die sogenannten K.A.R.L.-Daten erworben werden. K.A.R.L. steht für Köln.Assekuranz Risiko Lösungen und ist ein Tool zur Risiko-Analyse von Naturgefahren. Es ermöglicht die punktgenaue Erkennung, Analyse und Berechnung von Risiken, die durch Naturgefahren wie Stürme, Überschwemmungen, Starkregen und Erdbeben entstehen. So kann für jede gewünschte Adresse eine automatische Standortanalyse erstellt und direkt in die LORA-Gutachten integriert werden.
Neben den Daten von K.A.R.L und Zürs geo werden im Rahmen der Immobilienbewertung in der Regel eine Vielzahl weiterer Daten erhoben, die in den Markt- und Beleihungswertgutachten zur Beurteilung einer Immobilie nach ESG-Gesichtspunkten dienen. Eine optimierte Nutzung der Gesamtheit dieser Daten führt zu einer präzisen und umfassenden Risikobewertung der Immobilien sowie deren Standort.
LORA bietet zudem ein detailliertes und zugleich standardisiertes Bewertungsmodell, das die vorhandenen Daten nutzt, um die nachhaltigen Eigenschaften einer Immobilie in einem ESG-Score aufzuzeigen und zu quantifizieren. Das Verfahren richtet den Fokus auf die standortrelevanten Umwelt- und Klimarisiken, die energetischen Eigenschaften sowie die von der Immobilie ausgehenden umweltrelevanten Beeinträchtigungen. Für die Beurteilung der potenziellen Umwelt- und Klimarisiken eines Standortes bietet geoport ein speziell für die im ESG-Scoring enthaltenen Risikoarten konfektioniertes Datenprodukt an, mit dem die Kategorie der physischen Risiken automatisiert befüllt wird. Die Ergebnisse aus einem standardisierten Scoringverfahren sollen im weiteren Verlauf den Risikomanagementsystemen der Banken dienen, um fundierte geschäftspolitische Entscheidungen und Strategien zu treffen bzw. zu entwickeln.
Dadurch erhalten Sachverständige, Gutachter, Finanzierer und Bewerter die notwendige Datengrundlage, um den Herausforderungen des Klimawandels frühzeitig wie effektiv zu begegnen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Denn niemand soll im Regen stehen, erst recht nicht die Kunden von on-geo.